„Taktisch ist noch viel Luft nach oben“
Im Gespräch mit unserem Trainer Dirk Lang, gibt dieser Einblicke in seine bisherige Tätigkeit beim SVN. Dabei analysiert er kritisch den bisherigen Saisonverlauf, offenbart jedoch auch einige kleine Einblicke in sein Privatleben.
SVN: Dirk, du bist seit Sommer dieses Jahres unser neuer Trainer beim SVN. Wie hast du dich bis jetzt eingelebt?
Dirk Lang: Es ging ja schon direkt mit der Rasenplatzeröffnung und 90-Jahr-Feier los. Ich konnte dort auf einen Schlag viele SVNler kennenlernen. Ich war vom ersten Tag sehr sehr gut in der Gemeinschaft angekommen. Unsere Mannschaft ist recht locker. Alles in allem fühlt man sich direkt wohl in dem Club.
SVN: Was hat dich dazu bewogen, zum SV Niederbexbach zu wechseln?
Dirk Lang: Der SV Niederbexbach verfügt noch über Strukturen, die mir sehr nahe sind. Hier steht noch das Gemeinschaftswohl im Vordergrund. Die Spieler spielen hier, weil Sie Lust haben auf unseren Sport und nicht wie die Nomaden von Club zu Club ziehen, um „2 Euro 50“ mehr zu verdienen. Des Weiteren traf ich auf eine Mannschaft, die gerade im taktischen Bereich noch geschult werden und ich als Trainer dem Team ein Stempel aufdrücken kann. Natürlich spielt auch die Nähe zu meinem Heimatort eine Rolle (Ich wohne in Ludwigsthal).
SVN: Die meisten Fans des SVN wissen, dass du beim SV Altheim (jetzt FSG Parr) lange erfolgreicher Trainer warst. Wie schwer fiel dir der Abschied und was bleibt dir während dieser Zeit in Erinnerung?
Dirk Lang: Ich war in zwei Etappen dort. 6 Jahre und nun wieder drei Jahre. 2004 leitete ich damals den Umbruch ein mit vielen jungen Spielern aus der A-Jugend. Als ich jetzt das zweite Mal nach Altheim ging, waren nur noch fünf oder sechs Spieler aus der damaligen Zeit dort. In der zweiten Ära arbeitete ich teilweise mit den Söhnen meiner damaligen Spieler. Ist schon was Besonderes, wenn man zwei Generationen trainieren konnte. Altheim und Niederbexbach sind sich in vielen Dingen sehr ähnlich, was die Gemeinschaft und der Zusammenhalt angehen. Auch die „Kerb“ ist am gleichen Wochenende. Sportlich konnten wir 2007 die Hallenstadtmeisterschaft gewinnen, was eine mittlere Sensation war. Die letzte Saison wurde dann die Spielgemeinschaft mit der SG Parr Medelsheim ins Leben gerufen. Eigentlich wollten wir um den Titel mitspielen. Jedoch machten uns etliche Langzeitverletzte einen dicken Strich durch die Rechnung. Alles in allem war es ein super anstrengendes Jahr mit drei Mannschaften. Den Spielbetrieb da aufrecht zu erhalten, war eine Mammutaufgabe, die sehr viel Kraft kostete.
SVN: Die 1. Mannschaft liegt momentan im unteren Mittelfeld der Tabelle und hatte zu Saisonbeginn (aktuell immer noch) einige Verletzungssorgen. Wie schätzt du den Saisonstart ein?
Dirk Lang: Auch hier gibt es Parallelen zu meiner letzten Saison in Altheim. So langsam glaube ich, dass ich die Seuche mitbringe. Fast jeden Spieltag gab es eine neue Hiobsbotschaft. Zwei Kreuzbandrisse, zwei Schulterbrüche, dazu fehlt hier und da einer aus privaten oder beruflichen Gründen. Da werden die Zielsetzungen schon schwerer erreichbar. Insgesamt bin ich mit dem sportlichen Abschneiden nicht zufrieden. Taktisch ist noch viel Luft nach oben. Die Mentalität, die Niederbexbach immer ausgezeichnet hatte, ist teilweise verschwunden. Gerade in den Heimspielen vermisse ich die letzte Bereitschaft, Siege einzufahren, das Publikum mitzunehmen. Da sind noch sehr viel Arbeit und Überzeugungskraft angesagt. Ich hoffe für uns, aber auch für mich, dass uns das gelingt. Der Trainingsbesuch ist mittlerweile sehr gut (hoffentlich auch in den kalten Wochen). Leider hab ich beim Lattenschiessen nach dem Training keine Konkurrenz (*lacht).
SVN: Hat sich durch das große Lazarett etwas an deinem Saisonziel geändert? Wo erwartest du unser Team am Saisonende?
Dirk Lang: Ein klares JA. Der Kader ist mittlerweile zu dünn geworden. Wir wollten eigentlich um den Titel mitspielen. Dominik Backes fehlt bekanntlich bis Oktober (Anm.: aus berufl. Gründen). Jetzt kamen mit Sebastian Eiden und Dennis Collissy zwei Langzeitverletzte hinzu. Pascal Staats und Dennis Knapp machte die Schulter zu schaffen. Auf Grund der vielen Verletzungen ist es uns noch nicht gelungen, eine Spielphilosophie zu entwickeln. Wir sind damit beschäftig, Lücken zu schließen. Zum Ende der Saison sollte schon ein Platz zwischen Vier und Sieben herausspringen. Die Liga ist jedoch sehr eng zusammen. Man kann sich auch ganz schnell hinten einreihen. Eine genaue Prognose ist daher sehr schwierig.
SVN: Wie siehst du die Entwicklung bei den Reservemannschaften, also SG II und III?
Dirk Lang: Fakt ist, das unsere Kader für drei Mannschaften oft knapp besetzt sind. Ohne Spieler unserer AH- Mannschaft würden wir während der Saison wohl Probleme bekommen. Im Schnitt werden wir wohl fünf Spieler pro Spieltag aus der AH brauchen. Wir starteten mit einigen Problemen in diese Spielgemeinschaft. Mit Markus Scherer (Anm.: Trainer der 2. Mannschaft) arbeite ich mittlerweile gut zusammen. Ich denke, dass wir eine gute Zweite – und eventuell auch Dritte – hinbekommen.
SVN: Mal abgesehen vom Fußball… erzähl doch unseren Lesern mal, was du sonst noch so in deiner Freizeit machst?
Dirk Lang: Freizeit gibt es leider nicht viel. Ich arbeite in Luxemburg und bin 13 Stunden am Tag unterwegs. Da ich momentan wahrscheinlich der beste Single auf dem Markt bin, muss ich mich leider aber auch selbst versorgen. Kochen, putzen, Gartenarbeit… das war es dann oft mit der Freizeit. Leidenschaft neben dem Fußball ist natürlich meine Jack-Russel-Hündin. Außerdem fühle ich mich in den Bergen zum Wandern am Wohlsten.
SVN: Hast du einen Lieblingsfußballverein?
Dirk Lang: Exakt vier! Alle meine Vereine, wo ich war und viele nette Menschen kennengelernt habe.
TUS Wiebelskirchen, SG Parr Altheim, der TuS Rentrisch und natürlich unser SV Niederbexbach.
Die Profis können mir auf Deutsch gesagt, „den Buckel runterrutschen“, inkl. Regionalliga.
SVN: Hat dich das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Russland überrascht?
Dirk Lang: Nicht nur überrascht. Ich stand unter tiefstem Schock.
SVN: Dirk, du weißt ja sicherlich, dass in Niederbexbach bald ein großes Event ansteht. Für uns Malzochse ist die Kerb sicherlich der Höhepunkt des Jahres. Hast du dir für die Kerb schon ein paar Tage Urlaub eingetragen?
Dirk Lang: Noch habe ich keinen Urlaub. Ich bin auch nicht der große Kampftrinker. Als Trainer habe ich auch irgendwo eine Vorbildfunktion. Aber keine Angst, man wird mich schon sehen. Vielleicht auch auf ein, zwei Bier J. Wie sagte der Kaiser (net de Küster): „Schau ma mal.“
SVN: Dann danke ich dir für das offene und interessante Gespräch! Der SVN wünscht dir alles Gute und viel Erfolg bei uns! Möchtest du noch etwas loswerden?
Dirk Lang: Hab jetzt genug „geschwafelt“. Schellen net so viel, wenns mol net laaft…
Das Gespräch mit Trainer Dirk Lang führte Beisitzer und Pressewart Florian Hüther.