Unser neuer Trainer Daniel Collissy im exklusiven Interview

Hallo Daniel! Bevor wir zu deinem neuen Verein, dem SV Niederbexbach kommen, sollte man auch über deine letzte und auch erste Trainerstation reden. In Höchen bist du zum Trainer gewachsen und hast deine Amtszeit mit der Meisterschaft gekrönt. Wie blickst du auf deine Zeit in Höchen zurück? Hallo Flo, erstmal Danke für die Fragen. Also zu meiner Zeit in Höchen könnte ich vieles erzählen, versuche es aber kurz zu fassen: Ich bin Höchen sehr dankbar, dass ich damals im März 2018 die Zusage bekam, ab Juni 2019 die Mannschaft übernehmen zu können. Es lief dann auch von Beginn an gut und abgesehen von ein paar Startschwierigkeiten in den ersten Partien, spielten wir doch recht schnell um Platz Zwei mit. Münchwies war damals klar das stärkste Team in der Klasse und stieg am Ende, trotz abgebrochener Saison, verdient auf. Dann, im März 2020, kam Corona und veränderte alles, was man bisher so kannte. Die Saison wurde abgebrochen und es wurde entschieden, dass die Mannschaften auf Platz Zwei keine Relegation spielen dürften. Das war sehr schade und kurios. So ging es dann aber auch weiter. In der nächsten Saison kam nach fünf Spieltagen der Abbruch und wir mussten bis Juni 2021 warten, bis nochmal ein normaler Trainingsbetrieb möglich war. In dieser, meiner ersten kompletten Saison 2021/2022, scheiterten wir dann erst im Entscheidungsspiel gegen den SV Bexbach. Besser machten wir es dann in diesem Jahr, als wir im Mai das Entscheidungsspiel um Platz Eins gegen Bruchhof verdient für uns entscheiden konnten. Doppelt schön war natürlich für mich, dass das Spiel auch noch in Niederbexbach stattfand und ich mit meinem alten Verein die Meisterschaft auf der Anlage meines neuen Vereins feiern konnte.Fazit ist einfach, dass ich in meiner Zeit in Höchen vieles lernen konnte. Wie man mit Rückschlägen umgeht, wie man wieder aufsteht und wie man bis zum Schluss an seiner Überzeugung festhalten soll. Nochmals Danke an alle, die in Höchen mitgewirkt haben. Es war eine schöne Zeit gewesen und ich freue mich auf die Spiele gegen sie….

Nun bist du sozusagen zu deinen Wurzeln zurückgekehrt. Was bedeutet dir der Trainerjob beim SVN? Sehr viel. Wie du ja weißt, bin ich hier aufgewachsen und habe einen sehr großen Bezug zu meinem Heimatdorf. Ich wohne nicht weit vom Sportplatz entfernt und kenne eigentlich jeden hier. Die Meisten meiner engen Freunde, inklusive dir, sind in irgendeiner Funktion im Verein tätig oder unterstützen ihn tatkräftig. Deswegen ist es für mich einfach etwas Besonderes, nach meiner Zeit als Spieler und Vorstandsmitglied, nun in einer anderen, ebenfalls wichtigen Rolle im Verein, tätig zu sein. Es ist auch toll zu sehen, dass der Verein nun wieder um die 50 Jugendspieler in verschiedenen Altersklassen aufbieten kann. Das zeigt, dass der Verein lebt und wir alles dafür tun müssen, dass es so weitergeht.

Was wünschst du dir vom Verein, also von den Spielern bis zum Vorstand, während deiner Amtszeit? Unterstützung, Feedback und Ratschläge. Alle drei Punkte sind wichtig, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten. Dabei geht es mir jetzt gar nicht mal so sehr um das Sportliche, sondern allgemein darum, zu erkennen, was für einen Wert ein Verein in einem Dorf übernimmt. Ich wünsche mir, dass wir alle am selben Strang ziehen und der SVN wachsen kann. In sportlicher Hinsicht wünsche ich mir natürlich Vertrauen und Geduld, dass man auch Rückschläge und negative Erlebnisse mit einkalkuliert und auch in solchen Phasen zusammenhält.

Es wird immer schwieriger für kleine Vereine wie dem SVN, neue, junge Spieler zu engagieren. Auch die Jugend fehlte jahrelang. Wie könnte man dem Engpass entgegenwirken? Durch den demographischen Wandel, das Wegfallen von Grundschulen in kleineren Dörfern und einfach den vielen Konkurrenzangeboten ist es mittlerweile natürlich eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Ich denke, da hilft es, wenn man für seinen Verein wirbt. Man muss den Kindern, auch außerhalb des Fußballplatzes, etwas bieten. Unternehmungen, Veranstaltungen, Trainingsanzüge und Equipment etc. Das sind alles Dinge, die vielleicht früher weniger wichtig waren, aber heutzutage einen gewissen Stellenwert eingenommen haben. Das Wichtigste sollte aber sein, dass die Kinder Spaß haben und keine schreienden Trainer und Eltern am Rande, die aus ihren Kindern zukünftige Weltstars machen wollen. Die Kinder sollen im jungen Alter ohne großen Erfolgsdruck einfach Spaß am Kicken haben. Diejenigen, die zu größerem berufen sind oder sein wollen, werden über kurz oder lang sowieso nicht im Dorfverein zu halten sein. Aber die breite Masse soll einfach gerne Fußball spielen und dann ab einem gewissen Alter natürlich auch die Lust aufs Gewinnen wollen entwickeln. Darum geht es ja im Sport letztendlich. Man sollte den Kindern nicht komplett das „Gewinnen wollen“ nehmen.

Du bist nun seit Mitte Juni mit der Mannschaft zusammen. Wie lief denn die Vorbereitung? Mit der Trainingsbeteiligung bin ich eigentlich sehr zufrieden. Abgesehen von ein, zwei Freitagseinheiten waren wir immer zwischen 17 und 29 Spieler. Leider kommen schon ein paar Verletzte dazu, welche sich entweder schon seit der vergangenen Saison mit Problemen herumschlagen, oder sich jetzt in den Testspielen verletzt haben. Insgesamt kommen die meisten aber zeitnah zurück. Die Ergebnisse waren natürlich nicht berauschend aber diese haben in der Vorbereitung nicht die allergrößte Bedeutung. Es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns, aber ansonsten wäre es ja langweilig…

Wo liegen denn als Trainer eigentlich deine Kernkompetenzen? Was ist dir besonders wichtig während der Trainingseinheiten? Dass die Spieler auch Dinge selber erarbeiten und der Trainer nicht alles vorgibt. Beziehungsweise, dass man Dinge gemeinsam bespricht und dann die passenden Schlüsse daraus zieht, was am besten in welcher Situation zum Team passt. Dazu zählt auch, dass die Spieler Kritik äußern sollen, positive wie negative und auch gedanklich dabei sind, um nachvollziehen zu können, warum diese Übung jetzt gerade durchgeführt wird.

Über Saisonziele lässt sich schwer sprechen – besonders zu Beginn der Runde. Gibt es ein Ziel oder entwickelt sich dies während der Saison erst? Da ich die Bezirksliga Ost nicht mehr so gut kenne wie vor fünf Jahren, muss ich gestehen, dass ich mich aktuell noch damit schwertue, die Mannschaften genau einschätzen zu können. Ich denke, dass es viele enge Spiele geben wird und man bei bis zu sechs Absteigern stets aufpassen muss, nicht unten rein zu rutschen. Aber wirklich aussagekräftig wird die Tabelle in einer 18er-Klasse erst ab Spieltag 10 bis 12. Dann kann man gewisse Tendenzen erkennen.

Mal abgesehen vom Trainerleben und dem ganzen Fußball – mit was lenkst du dich in deiner Freizeit sonst so ab? Wie kommst du am besten runter? Meine Familie lenkt mich immer sehr gut ab, weil meine Frau zum Beispiel überhaupt kein Interesse an Fußball hat. Dadurch gibt es zu Hause auch keine „Fußballgespräche“. Ansonsten mache ich selber sehr gerne Sport. Laufen, Fahrrad etc. Ansonsten gehe ich gerne mit dem Hund spazieren und höre dabei sehr gerne Hörbücher. Ist praktischer als zu lesen, was ich früher mehr gemacht habe als heute. Des Weiteren habe ich das Glück, dass ich sehr gerne arbeiten gehe und auch dort gerne Zeit verbringe, bzw. dass es mir nichts ausmacht 😉

Es könnte ja im Herbst durchaus passieren, dass der Job des Bundestrainers nochmal frei wird. Bewirbst du dich und wie würde deine Startelf für die EM im eigenen Land aussehen? (Lacht) Nein, das habe ich nicht beabsichtigt. Ich bin aber immer ein großer Fan der Nationalmannschaft und schaue mir eigentlich fast immer die Länderspiele an. Auch wenn es im Moment nicht so gut läuft, freue ich mich auf die EM im nächsten Jahr. Ich denke auch, dass Hansi Flick das irgendwie hinbekommen wird, aus dem Potential, das ja zweifelsfrei vorhanden scheint, eine schlagkräftige Truppe zu formen. Wie die dann am Ende aussehen wird kann ich dir aber nicht sagen. Ich hoffe als Bremer natürlich, dass er weiterhin vorne mit einem echten Stürmer á la Niclas Füllkrug plant…

DAS GESPRÄCH MIT UNSEREM TRAINER DANIEL COLLISSY FÜHRTE PRESSEWART FLORIAN HÜTHER

Schreibe einen Kommentar